Hallenbad an einem Donnerstag. Kein Warmbadetag. Einen Euro lasse ich in das braune Gerät fallen, er wird sofort angenommen. Sinnloses Reiben am Automat entfällt also, ohnehin nur eine moderne Legende. Noch mal fünfzig Cent hinterher, der Obolus ist entrichtet, die Maschine druckt die Eintrittskarte aus. Ein Schild weist darauf hin, dass man unbedingt ein Eurostück bereithalten solle, um die Schränke für Klamotten und Schuhe nutzen zu können. Mein letzter Euro steckt nun in dem Gerät.
Eine kleinere Maschine stellt Kaffee her, eine andere, mit Glasscheibe zum Durchgucken, hält diverse Leckereien bereit. Ein Süßigkeitenautomat. Ein weiteres Gerät schluckt meine Eintrittskarte, die eben bedruckt wurde. Was für eine Verschwendung. Ich darf durch das seitlich angebrachte Drehkreuz gehen, Kameras beobachten das Geschehen. Vorbei an der Gruppenumkleidekabine, in der ich mich früher, als ich noch jeden Montag zum DLRG ging, umzog. Die Einzelkabinen sind das Ziel. Mittels eines einfallsreichen Klappmechanismus ließen sich die Türen verschließen.
Ich musste nun meine Kleidung und meine Schuhe in einem der Schränke verstauen, da es ungünstig und sogar verboten ist, sie mit ins Bad zu nehmen. Wie erwähnt, fehlte mir das benötigte Eurostück, um den Schrank für die Dauer meines Aufenthalts mieten zu können. F.1 hatte zwar mehrere Eintausend-Euro-Scheine in der Geldbörse, aber kein lausiges Eurostück. Ein anderer Hallenbadbesucher hatte nur eine Deutsche Mark dabei, die er aber selbst benutzte. Ich ging zum Bademeister, der mir freundlicherweise mein Zwei-Euro-Stück in zwei Ein-Euro-Stücke wechselte. Er sagte kein einziges Wort, wahrscheinlich kotzte es ihn sehr an, dass mal wieder so ein Depp das Schild am Eingang nicht gelesen hat.
Ich lehne Sport ja eigentlich komplett ab, Schwimmen aber ist eine Ausnahme. Man kann wenig zerstören dabei, der Gelenkverschleiß und die Verletzungsgefahren sind sehr minimal, wenn man sich nicht wie der letzte Idiot anstellt. Ich habe Silber, eigentlich Gold, deshalb kann mir nichts passieren, wenn nicht gerade ein Hai aus dem 1,90 – 3,50 Meter tiefen Becken auftaucht und an Körperteilen knabbert. Wie ein alter Mann stellte ich meine Badeschlappen an der Treppe ab und stieg gemächlich ins Wasser; Springen vom Beckenrand verboten. Blasen blubberten aus meiner Badehose und zerplatzten an der gar nicht mal so kalten Wasseroberfläche (27,5°C). Das war aufregend.
Im Becken tummelten sich alte Menschen, die mit hässlichen Badehauben ihre Bahnen zogen und dabei miteinander klönten. Einige andere schwammen mit deutscher Disziplin und Gründlichkeit immer hin und her, wie es der Bademeister gerne sieht. In der Mitte des Beckens zerschnitt ein Eliteschwimmer die Wasseroberfläche, teilte die Wassermassen so wie Moses das Rote Meer. Wie eine Maschine pflügte er durchs 25 Meter lange Becken, drehte am Ende unter Wasser um und schwamm weiter wie ein Besessener durch das kühle Nass. Währenddessen bekamen ein paar Kinder von einer dicken Frau das Schwimmen beigebracht.
Wir schwammen also immer hin und her, viel mehr kann man in diesem Hallenbad auch nicht machen. Die Deckenverkleidung zerfiel allmählich, das konnte ich beim Rückenschwimmen genau erkennen. Immer wieder musste man darauf achten, nicht in die Bahn des verkappten Elitemilitärschwimmers zu geraten – das wäre fatal gewesen. Nach einer Weile gingen wir wieder, ein Zettel an der Tür zu den Duschen irritierte, da er den Durchgang nicht gestattete. Ein Mann im Becken gab uns den Tipp, den Zettel zu ignorieren.
Auch auf die Gefahr hin, als prüde beschimpft zu werden, ließ ich beim Duschen meine Badehose an. Ich mag es nicht, wenn andere Männer mich nackt sehen und ich wünschte, alle anderen Glied-Träger würden genauso denken.
Haare zu föhnen, kostete früher 10 Pfennig, heute ist es gratis, man muss nur einen roten Knopf drücken; ich mag rote Knöpfe, also drückte ich ihn, und ein laues Lüftchen kam aus einem Loch in der Decke geströmt. Meine Haare sind lang, ich war zwei Jahre nicht mehr beim Friseur. Das dauerte also etwas, bis ich auf den besseren Föhn gleich neben meinem hingewiesen wurde. Dann gingen wir raus und fuhren wieder nach Hause.