Tagebucheintrag

18. Februar 2012

Ich stehe eine Stunde früher auf als sonst: Es ist kurz nach zehn, draußen sind Wolken, viele Wolken, sie kleben zusammen und bilden eine Decke. Oben hellgrau, unten dunkelgrau. Der Asphalt ist feucht. ¶ Im Supermarkt kaufe ich nur Bananen, beim Hineingehen rennt mir ein Kassierer hinterher. Ein Agent, es ist so weit, er rammt mir die Spitze seines Regenschirms ins Bein. Gift. Tod in der Frischeabteilung. Ich überlege, ob ich Kekse kaufen soll. ¶ Der Mann vor mir kauft nur Mülltüten. Bestimmt für Leichenteile. Ganz vorn kippt eine alte Frau ihr ganzes Portemonnaie auf das Band. Hundert Millionen Reichsmark in Münzen, in kleinen Münzen, wir ertrinken fast in ihnen. Die Kassiererin stirbt, sie war so jung. Sie muss jetzt dreiundvierzig Cent zusammenkramen. Einen Cent hat sie schon. Wir warten. ¶ Draußen sind Autos. Am Wochenende müssen die Menschen einen Tag ohne Konsum aushalten. Viele ertragen das kaum. Ich kaufe lieber auch noch ein: Trinkwasser, Batterien, Taschenlampen, Munition und Zeitschriften. ¶ Gestern Abend, als ich nicht einschlafen konnte, habe ich darüber nachgedacht, wie viele Bücher ich mitnehmen würde, wenn ich zum Mars flöge. Und vor allem: welche. Die Hin- und Rückfahrt, ich meine -flug, dauert drei Jahre. Könnte ich endlich mal Herr der Ringe lesen, dachte ich.

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