Würden wir ein Auto besitzen, wären wir in den Pkw gestiegen und hätten anderthalb Stunden später unser Ziel erreicht. Aber wir haben gar kein Auto. Also ließen wir uns zuerst nach A. chauffieren, denn es fuhr kein ICE von B. und von D. ohnehin nicht. Also verbrachten wir 30 Minuten in einem Auto und dann weitere 100 Minuten in der S-Bahn. Wir stiegen an der zweiten Haltestelle ein, die der Zug ansteuerte und er war bereits erstaunlich voll. Wir quetschen uns mit dem Sohn auf zwei Sitze im 4er; uns gegenüber sitzt ein Paar, das still leidet. Gemeinsam schauen sie auf dem Smartphone des Mannes einen Film. Dann schläft er ein und sie starrt aus dem Fenster. Der Sohn kann sich immerhin an seinem Sticker-Heft erfreuen. Die S-Bahn juckelt durch das Land. Schön ist es, das schon. Die Wiesen, die Wälder, die Hügel. Würden wir ein Auto besitzen, würden wir vielleicht im Stau stehen.
In der S7 sitzen zwei Frauen, die eine ist [unleserlich], die andere hat bunte Haare. Ihnen gegenüber sitzt ein junger Mann mit Kinnbart und schwarzen Klamotten. Sie überlegen gemeinsam, wohin sie heute Abend noch gehen könnten. Die Frauen feiern gern, während der Mann lieber allein Bier trinkt.
«In Berlin beginnt das Wochenende bereits am Donnerstag», erklärt Kinnbart. Heute ist Mittwoch, deswegen sei vielleicht nicht so viel los. «Es könnte auch Probleme bei den Türstehern geben, wegen meiner Weste.» Tatsächlich sieht er mit der Weste aus wie ein Söldner, der gerade aus dem Dschungel kommt. Die schwarze Kapuze macht’s nicht besser. Krieger sind auf den Tanzflächen Berlins nicht gern gesehen.
Eine Weile schweigen sie. «Gut, ich könnte mich natürlich auch umziehen», sagt der Söldner schließlich, «daran soll’s nicht scheitern.» Die Frauen wissen auch nicht so richtig, was sie wollen. Tanzen? Sitzen? Trinken? Der Mann will sicherlich nur ins Bett, zusammen mit den beiden, wenigstens aber mit der einen. Das wird aber nichts, ahnen die anwesenden S-Bahn-Passagiere. Sie einigen sich, dass sie einfach in eine Bar gehen werden. Er sei aber pleite, gesteht der junge Mann. «Kriegen wir hin», verspricht die Frau mit den bunten Haaren. Könnte ein guter Abend werden.