Kaum jemand regt mich mehr auf als Raucher, die keine Rücksicht nehmen. Als militanter Nichtraucher möchte ich doch nur eines: frei atmen. Ach, das ist schon zu viel verlangt?
Sommer im April. Wir sitzen mit dem lieben Sohn vor der Dönerbude und essen Halloumirollen und Pommes und mehr. Die Dönerbude ist einigermaßen ehrenlos, aber wir sind hungrig. Die Toilette ist eine Katastrophe: Sie gluckert und das Wasser läuft ständig und der Raum ist weiß gefliest und voller Kram. Wir mussten quasi durch die «Küche» latschen, mein Sohn und ich, um zur Toilette zu gelangen. Treppe runter. Es war dunkel. Plötzlich tauchte ein Mann auf und machte das Licht an, verschwand wieder. War er wirklich hier gewesen? (Ich sehe sein Gesicht in meinen Alpträumen.) Wir sitzen also vor der Dönerbude und essen, als sich der Chef an den Nebentisch setzt; er hat kurz Pause, gerade will keiner Döner bestellen. Der Chef sitzt am Nebentisch und raucht. Wir essen Halloumirolle und Pommes und sitzen im Zigarettenqualm. Im Geiste vergebe ich zwei Sterne bei Google.
Wir befinden uns auf einem Gut, da stehen Ställe und ein großes Herrenhaus. Eine große Eiche raschelt leise im Wind. Es gibt hier auch ein Café mit Außenbereich. Wir sitzen an einem großen Tisch, eine ältere Dame setzt sich dazu und schweigt. Sie sitzt einfach anbei. Unser Sohn pflückt derweil Gänseblumen auf der Wiese und erkundet die Natur.
Es sind Todesengel im dicken Qualm
Es erscheinen drei Omas, die sich an den Nebentisch setzen und wie auf ein Kommando alle drei ihre Kippen anzünden. Sie sind Todesengel im dicken Qualm. Sie besaufen sich und fressen Torten.
Wieso ist es eigentlich nicht üblich, als Raucher zu fragen: «Stört Sie, wenn wir hier unsere Glimmstängel abfackeln?» Wieso ist es selbstverständlich, dass Nichtraucher zu tolerieren haben, wenn Raucher nach dem Essen eine Kippe rauchen möchten (während andere noch essen)? Und wieso schmeißen Raucher ihre abgerauchten Stummel eigentlich wie selbstverständlich auf den Boden? In den Sandkasten? In den Wald? Wieso sind die so?
Raucher im Restaurant nerven – und anderswo auch. Eine wütende Abrechnung mit dem Laster der Anderen.
Sommer, die Sonne ballert. Im Restaurant draußen sitzen, das ist herrlich. Aber dann raucht leider einer, ein pummeliger Mann steckt sich eine an. Und er raucht noch eine und noch eine: Kettenraucher am Nebentisch. Der Burger schmeckt nach Asche, die Pommes auch – alles schmeckt nach Asche. Zigarettenqualm in der Nase und in den Augen. Aber der eine, der ist glücklich, weil er raucht, raucht, raucht. Sein Feuerzeug klickt wie leer geschossen.
Fick den Kettenraucher am Nebentisch
Als ich klein war, fuhr ich bei Opa im Benz mit. Er am Steuer, über rote Ampeln rauschen und viel fluchen. Neben ihm auf dem Beifahrer seine Lebensgefährtin, eine Art Ersatz-Oma oder Zusatz-Oma. Sie also im Benz auf dem Beifahrer, sie also Fluppe an, Fluppe in der Hand, Fluppe im Maul. Rauchen im Auto, während der ganzen Fahrt, eine nach der anderen. Diese braunen Stinker; diese schlanken Glimmstängel.
Da saß sie vorn und rauchte, obwohl ich hinten saß. Ich war zehn und atmete durch den Mund. Sie öffnete dann immerhin das Fenster, aber nur einen Spalt. Es regnete rein, die dicken Tropfen zerplatzten auf dem Armaturenbrett. Das Rauchen hat ihr Spaß gemacht – und ihr den Tod gebracht. Löchrige Lunge, ein schwarzer Klumpen und dann war endgültig Schluss. C’est la fucking vie.
Ich hasse euer Laster, das euch den Tod bringen wird
Mutti raucht auch. «Der Rauch zieht immer zu dir», sagte sie früher immer und wedelte mit der Hand den Qualm durch die Luft. Brachte nur nichts, es stank trotzdem. Immer dieser grässliche Geruch in der Nase. Kann ich nicht ausstehen.
Jeder Raucher, jede Raucherin, die mich mit ihrem Rauch belästigen: Fickt euch, ich hasse euer Laster. Und wie ihr eure Zigarettenstummel einfach auf den Boden fallen lasst. In den Sand, in den Sandkasten. Als gehöre euch die Welt. Glimmende Stummel, die Waldbrände auslösen.
Einmal, das war beim Dorfgriechen, habe ich eine Raucherin höflich gebeten, doch bitte einige Minuten zu warten, denn das Essen stand dampfend vor uns. Was hat diese Frau sich aufgeregt! Rücksicht ist ein heikles Thema für die Süchtigen. Nichtraucher dürfen nicht viel erwarten in diesem Land, das seine Raucher und Autofahrer schützt.
Der Kettenraucher am Nebentisch, der Teufel soll ihn holen, er könnte ja sehen, dass wir unser Essen bekommen und er könnte beschließen, zehn Minuten lang zu warten. Das macht er aber nicht. Er zündet sich sofort wieder eine an. Inhaliert. Pustet den Rauch in die Luft. Erzählt, dass er gerade Krankengeld bekommt, dieser pummelige Mann am Nebentisch.