Mann ohne Maske

17. Januar 2023 · ICE nach Hamburg

Es ist das dritte Pandemiejahr, die Maskenpflicht in Fernzügen wird demnächst fallen. Doch noch gilt sie. Im ICE nach Hamburg sitzt nun also ein Mann ohne Maske. Als der Zugbegleiter ihn auffordert, eine aufzusetzen, säuselt er: «Nein, ich verzichte.» – «Dann endet für Sie die Fahrt in Celle.» Die Drohung nimmt der Mann schweigend entgegen. Er wirkt geradezu gelangweilt. Ist das alles ein seltsamer Trick, um außerplanmäßig in Celle rausgelassen zu werden? («Ich nehme immer den ICE, ziehe meine Show ab, und die lassen mich in Celle raus. Dann mit dem Rad vom Bahnhof nach Hause.» So in etwa?)

Der Zugbegleiter verschwindet, wenig später erfolgt eine Durchsage und die Frage, ob ein Polizist an Bord sei, um Amtshilfe zu leisten. Der Mann ohne Maske schaut entspannt aufs Smartphone. Ein anderer Zugbegleiter kommt vorbei, bleibt irritiert stehen: «Bitte setzen Sie eine Maske auf.» – «Ihr Kollege kümmert sich schon», erklärt der Mann. Schaut weiterhin aufs Smartphone. Alles Routine.

Auch wenn’s vielleicht bescheuert ist

Dann taucht tatsächlich ein Beamter auf, ein junger Polizist in Uniform. Er baut sich auf, beugt sich herab, wie zu einem ungezogenen Jungen, der gerade die Tapete angemalt hat. «Wir können uns jetzt den Stress sparen – und Sie setzen einfach eine Maske auf. Auch wenn es vielleicht bescheuert ist.» Der Mann ohne Maske seufzt und fummelt in Zeitlupe eine Maske aus seinem Rucksack, setzt sie auf. Wir halten nicht in Celle. The End.

Das war 2022 🎉

31. Dezember 2022

Am 31. Dezember 2021 noch schnell einen Espresso geschlürft, zack, schon begann 2022. Zwanzig-zweiundzwanzig: guter Sound, sieht auch ausgeschrieben schön aus. Jetzt ist wieder der 31. Dezember, jetzt ist erneut ein Jahr geschafft. Was vor einem Jahr war: keine Ahnung. Ich schaue in meine Smartphone-Fotos, Google weiß alles. Da ist zum Beispiel ein Screenshot von einer Umfrage, die ich am 11. Januar auf Twitter durchgeführt habe: Was für ein neues Hobby soll ich beginnen? Die meisten meinten, ich solle mir ein Rennrad kaufen (33 Prozent); 22 Prozent waren für die E-Gitarre. Genau die habe ich mir später gekauft, Ende Januar kam sie an. Macht Spaß, ist aber schwer. Mein Hirn kribbelt immer, wenn ich mir merken will, welche Griffe aufeinanderfolgen. Aber das tut gut und das Geschrammel klingt immer besser. Fünf, sechs Jahre dauert das wohl noch. Oder zehn, elf. Mit ’nem Rennrad wär ich schneller gewesen.

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