Pommes im Bus

13. Januar 2010 · Linie 300

Ein dumpfes Krachen. Ich habe es kommen sehen: Ein Golf rammt den Linienbus, in dem ich sitze. Die Fahrer steigen aus, der Busfahrer und der Golffahrer, und wir alle gaffen. Der Busfahrer haut dem jungen Mann jovial auf die Schulter und sagt so was wie: «Hast du Scheiße gebaut, weißt du selber?»

Die Fahrt geht weiter. Einige Fahrgäste sind in Panik voreilig ausgestiegen. Klar, das hätte Stunden dauern können. Jetzt sind’s nur fünf Minuten Verspätung.

Die Fremde neben mir isst Pommes aus der Papiertüte. «McDonald’s», kommentiere ich. – «Ja», bestätigt sie. Ich frage mich, was sie denkt. Ich frage mich, ob sie das hier lesen wird. Eher nicht, wäre schon ziemlich unwahrscheinlich, aber doch möglich. Dabei weiß ich nicht mal ihren Namen; sie meinen aber auch nicht. Wir führen eine Art Unterhaltung. Während sie spricht, schaut sie stur geradeaus. Als würde sie den Bus steuern, als müsste sie auf den Verkehr achten. Manchmal dreht sie sich auch nach hinten um und schaut nach, ob es dort einen freien Platz gibt. Beim Aussteigen sagt sie «Tschüss». Ich steige dann auch aus und stehe auf dem festgetretenen Schnee.


Ein anderer Tag, eine andere Busfahrt. Mich plagt ein Ohrwurm: I am Iron Man! / Has he lost his mind? / Can he see or is he blind? Neulich unterhielt ich mich mit einer Kommilitonin über Musik und sie verriet, dass sie Black Sabbath hören würde. Meistens verweisen die Leute aufs Radio, wenn ich nach dem Musikgeschmack frage. Sie hatte –

Ein alter Mann fällt aus dem Bus in den weichen Schnee, verbleibt am Boden, sich auf Händen und Knien abstützend. Seine Beine zittern. Er schafft es nicht, sich allein aufzurichten. Helfer eilen herbei, auch der Busfahrer steigt schließlich aus, und zu dritt richten sie den alten Mann wieder auf, der sofort zu motzen beginnt. Ziel seiner verbalen Attacke ist der Busfahrer, er habe das Fahrzeug beschissen geparkt, viel zu weit vom Bordstein entfernt. Es wird gelacht. Weißt du selber?