Das neue Jahr beginnt mit neuem Lesestoff: Als Murakami-Ultra bin ich heute natürlich in den Buchladen gelaufen, um den neuen Roman vom japanischen Kultautor zu erwerben. «Die Stadt und ihre ungewisse Mauer» heißt er. Als ich den Laden betrat, begrüßte mich sofort eine Buchhändlerin, die sozusagen hinter der Tür auf Kunden lauerte. Diese aggressive Freundlichkeit mag ich nicht, offen gesagt, ich bin lieber der stille Kunde, der in Ruhe das Sortiment begutachtet – ich komme schon alleine klar.
«Ich schaue erst mal», sagte ich, und die Verkäuferin ließ widerwillig von mir ab, kehrte zu ihrem Versteck hinter der Tür zurück, um mich gewissenhaft im Auge zu behalten. Das gesuchte Buch stand im Regal mit den Neuerscheinungen, ich freute mich kurz, ehe prompt die Ernüchterung erfolgte. Die Seitenränder des Buches waren beschmutzt, schwarze Flecken ruinierten den Gesamteindruck. Was Bücher angeht, bin ich leider ein anstrengender Pedant. Und schließlich kostet dieser Roman 34 Euro, das sind fast zehntausend Mark. Dafür verlange ich ein einwandfreies Exemplar. So what?
WeiterlesenDies ist eine Gruselgeschichte für Buchliebhaber und Pedanten, die stets hoffen, ein makelloses Buch im Handel zu erwerben. Leider passiert das nicht immer.
In der großen Buchhandlung in der Innenstadt kaufte ich: ein Buch. Zu Hause entfernte ich die Plastikfolie, was mir immer großen Spaß bereitet, aber nur, wenn die Folie dünn ist und sie sich leicht entfernen lässt. Ich schlug das brandneue Buch auf – und entdeckte prompt einen bräunlichen Fleck auf Seite 11. Meine Finger sind offenbar elf Seiten lang, überlegte ich wirr, und betrachtete den wunderlichen Fleck. Er war hart und krustig. Was war das? Vogelkot? Blut? Ein plattgewalztes Tier? Ausgelaufene Farbe? War das etwa der Heilige Yimpa? Ne.
Zunächst wollte ich mir einreden, dass mich der Fleck nicht stört, dann aber überwog mein innerer Pedant, der schrie: «Ein Fleck in einem 30 Euro teuren Fachbuch ist inakzeptabel. Das bringen Sie aber ganz schnell wieder zurück!» Ich willigte ein, na gut, dann tausche ich das Buch eben um. Der Fleck hätte mir sicherlich schlaflose Nächte bereitet.
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