Wir sind auf Sylt – ohne Auto. Wir nehmen also den Bus, um die Insel zu erkunden. Fürs Fahrrad ist es zu kalt, haben wir beschlossen. Glücklicherweise wohnen wir in der Nähe des ZOB in Westerland, von dort fahren die Busse an alle Enden der Insel.
Eine Fahrt nach Rantum dauert 11 Minuten und kostet 2,95 Euro pro Person, nach Kampen kostet es ebenso viel. Tagestickets gibt es auch, aber dann nur für sämtliche Zonen, die kosten knapp 11 Euro pro Person. Erstaunlicherweise gibt es auf Sylt zehn Zonen: Westerland befindet sich in Zone 4, List in Zone 1, Hörnum in Zone 7, Morsum in Zone 10. Hinzu kommen die Stadtbuslinien A, B und C, die ausschließlich in Westerland und Tinnum unterwegs sind.
Rüdiger kann leider nicht schweigen
Heute fahren wir nach Kampen: Im Bus sitzen Schülerinnen und Schüler, da sitzen auch noch ein paar Rentner und da steht ein Mann in neuwertiger Kleidung herum. Es steigen ein: Sabine und ihr Ehemann Martin sowie ihr gemeinsamer Freund Rüdiger, dessen Frau vor einem Jahr verpufft ist. Sie fahren sonst niemals Bus, deshalb ist diese Fahrt aufregend.
Sie stehen mitten im Weg und versperren den Ausstieg. Rüdiger knallt mir seinen Rucksack in die Fresse. Sie reden wirres Zeug, kommentieren jedes Gestrüpp. Normalerweise sind Busfahrten meditativ. Nicht diese. Ich schaue voller Abscheu aus dem Fenster und lausche dem Brummen des Motors. Draußen rauscht die Welt vorbei, drinnen würde eine angenehme Stille herrschen. Menschen würden friedlich dösen. Doch Rüdiger kann seine Fresse nicht halten.
Rüdiger kann die Fresse nicht halten
Endlich findet er einen Sitzplatz: Rüdiger setzt sich. Wir steigen aus, der Bus fährt weiter, endlich herrscht Ruhe. Niemand da, es ist Januar. Dann geht eine Kreissäge an, weil Männer die Häuser herrichten für den Frühling und Sommer, wenn die Massen wieder auf die Insel strömen. Wir gehen zum Strand, es ist herrlich dort.