Vor circa zwei Monaten sind wir in eine neue Wohnung gezogen, genauer weiß es niemand mehr, und noch immer trage ich täglich Pappen zu den Papier-Containern. Die Tonne, die zum Haus gehört, ist verhältnismäßig klein – ich würde sie sofort komplett füllen und verstopfen – und das mehrmals, über Wochen hinweg. Die anderen Bewohnerinnen und Bewohner dieses Hauses würden prompt traurig werden, da sich in ihren Wohnungen viel Pappe und Papier stapeln würde. Sie würden von der Gesellschaft als Messies beschimpft und geächtet werden: «Du und deine Pappen … Was ist nur aus dir geworden?»
So ähnlich wäre es. Oder schlimmer. Also trage ich werktäglich die großen Pappteile zu den großen Papier-Containern, die sich glücklicherweise nur einige Hundert Meter entfernt von hier befinden. Dahinten, beim Edeka.
Über die vergangenen Wochen ist dies ein wunderbarer Zeitvertreib geworden, eine Art sportlicher Betätigung. Gern nutze ich zum Beispiel die Mittagspause dazu, wieder ein paar Pappen wegzubringen. Oft regnet es und ein fieser Wind weht. Jugendliche kommen mir entgegen, sie haben Schulschluss oder große Pause.
An einem dieser Tage, als ich mal wieder einen Schwung Pappe in den Container verfrachtet habe, sind da zwei Mädchen, vielleicht 12 Jahre alt. Die eine fragt mich, ob ich Feuer hätte.
«Leider nicht», gestehe ich wahrheitsgemäß und dreh mich um. Da zischt das Mädchen: «Opfer!» Ich bleibe stehe, drehe mich wieder um und frage: «Was?» – «Nicht Sie», beteuert das Mädchen genervt und verdreht die Augen.
Wenn ich Feuer hätte, würde ich die Pappen doch einfach verbrennen, denke ich leise und schleich mich. Kinder sind schon komisch.