Wir müssen gut 15 Wochen aufs Elterngeld warten, das schrieb zumindest die Elterngeldstelle in ihrer Eingangsbestätigung. Außerdem bat sie höflichst darum, nicht nachzufragen. Während wir warten, gehen wir freitags auf den Wochenmarkt, um dort andere Eltern zu treffen und Mittag zu essen. Was auffällt: Es sind fast ausschließlich Mütter da. Vereinzelt mal ein Vater, aber nicht mehr als zwei Väter auf zehn Mütter.
Frauen vernetzen sich schneller, befreunden sich einfacher und gehen dann zusammen mit den Babys und Kleinkindern spazieren. Schon schlau! Männer können das offenbar nicht, ich auch nicht, wir stehen daneben und sind zu dumm. Sind einsame Wölfe, streifen allein mit Kind durch den Wald. Ich auch. Im Wald mit Baby in der Trage: allerdings auch ganz schön.
An diesem Freitag sind viele Babys und Mütter anbei, kein anderer Vater ist anwesend, sie müssen arbeiten oder sind in der Heimat oder zu Hause. Gleichberechtigung ist hier nicht zu betrachten. Manche Männer nehmen sich lediglich einen lächerlichen Monat Elternzeit, und dann meldet sich auch noch die Firma und verlangt die Anwesenheit in irgendeinem Scheißmeeting. Ich habe gerade drei Monate frei, später noch einmal sechs – die Firma hat zum Glück kein Problem damit. Aber eigentlich ist auch das zu wenig, denn die Zeit rast. Gestern war der Sohn noch Quark im Schaufenster, morgen zieht er aus und streunt durch die Welt. Manchmal schreibt er eine Postkarte, zum Beispiel eine aus Kathmandu.
In welcher Steuerklasse ist das Baby?
Wespen schwirren umher, Hunde bellen erregt. Die Gruppe hat einen Holztisch besetzt, einen Tisch mit zwei Bänken. Viel los mal wieder, der Markt ist beliebt und das Wetter ist einfach super. An unseren Tisch gesellen sich dann zwei ältere Frauen, die mich Standards abfragen: Wie alt ist das Baby? Wie heißt das Baby? In welcher Steuerklasse ist das Baby? Ich beantworte die Fragen gewissenhaft, denke aber heimlich: Seid leise, ich will schweigen. Dann gehe ich allein los, um Wraps zu erwerben. Und Kaffee, bin müde. Kippe mir einen Flat White in die Schnauze, vier Euro kostet der, ich gebe 4,50 Euro, weil die in meiner Hosentasche herumlagen. Der Sohn weint dann, wir gehen nach Hause.