Das seltsame Selbstverständnis von einigen Autofahrern wird an folgender Szene deutlich: Die Postbotin fährt mit dem Fahrrad die Straße entlang, hält an und stellt das Rad auf der Straße ab. Tempo 30, hier ist nicht viel los, altes Kopfsteinpflaster verlangsamt die Fahrt. Die Postbotin nimmt jetzt quasi Rache für jeden Pkw, der auf dem Radweg steht, um «nur mal schnell» Brötchen zu holen. Jedenfalls kommt prompt ein Golffahrer angefahren, bleibt stehen, das Fahrrad ist ein ärgerliches Hindernis. Er wartet nicht, er hupt sofort. Und hupt. Und hupt. Regt sich auf. So eine bodenlose Frechheit.
Die Postbotin kommt angelaufen, schüttelt den Kopf, fährt das Rad weiter und dann zur Seite, denn da ist etwas Platz. Der Golffahrer gibt Gas, fährt vorbei, muss dann aber scharf abbremsen – rechts vor links. Schnell kommt er nicht voran in dieser Straße, in diesem Stadtteil.
Das postgelbe Fahrrad hätte dem Fahrer signalisieren können: Dauert nicht lange, die Postbotin wird wahrscheinlich nur ein paar Briefe einwerfen, was keine Minute dauert. Dass der Fahrer aber prompt hupte, und noch mal und noch mal – das zeigt, wie der Kerl drauf ist. Das ist einer, der Zebrastreifen als nette Verzierung des Verkehrsraums wahrnimmt. Zumal auf der Straße eigentlich genug Platz war, um am Postfahrrad einfach vorbeizufahren. Aber das kann man natürlich nicht verlangen.