An diesem Morgen ist meine Oma gestorben. Überraschend war das zwar nicht, sie hatte bereits eine Weile im Krankenhaus gelegen. Doch zwischenzeitlich hatte es wieder gut ausgesehen, weil die Medikamente endlich gewirkt hatten. Da war eine zarte Hoffnung. Doch dann kam der Rückfall, eine plötzliche Verschlechterung. Am Ende hat es nicht gereicht: Meine Oma ist 82 Jahre alt geworden.
An einem traurigen Tag wie heute fühlen sich die alltäglichen Aufgaben völlig banal an, all die Kleinigkeiten, die zu erledigen sind. Wenn jemand stirbt, wird deutlich, wie viel Zeit man selbst verschwendet – als Lebender, der das Glück hat, noch alles machen zu können. Da sitzen wir aber und denken nach über all den Bullshit, der eigentlich keine Bedeutung hat. That’s life.
Plötzlich wirkt es geradezu wahnsinnig, wie etwa der Paketbote durch die Straße hetzt, wie er sich stresst, wie der Zeitdruck ihm im Nacken sitzt. Links und rechts hasten Menschen durch die Gegend, holen hier was ab, müssen dort etwas erledigen. Da sind so viele Termine und ausgedachte Verpflichtungen, die uns ablenken von den Dingen, die eigentlich wichtig sind. Wie egal alles aber ist, wird klar, wenn sich der Tod bemerkbar macht, wenn er aufschreit und brüllt: Hier bin ich doch! Abgelenkt und betäubt lässt sich die Absurdität des Lebens viel einfacher ertragen. Heute aber nicht.