Obwohl auf unserem Briefkasten der Hinweis klebt, bitte keine Werbung einzuwerfen, lag heute das Menü von China Wan Wan (Name geändert) im Briefkasten. Es gibt Hühnchen und Ente und Reis und Bratnudeln – all die Standards der «chinesischen» Imbissküche. Bei Google hat China Wan Wan lediglich 3,2 Sterne. Begeistert ist niemand.
Irgendwie tut mir der Imbiss aber ein wenig leid: die Armen! Sie wollen die Hoffnung schlicht nicht aufgeben, haben abermals tausende Menüs drucken lassen und sie in der ganzen Stadt verteilt. Die Hoffnung stirbt zuletzt, doch bestellen sollten wir dort trotzdem nicht: Immer wieder regnet es 1-Sterne-Bewertungen – vor fünf Jahren schon. Langweiliges Essen, kalt angekommen, wenn überhaupt. Früher hat Wan Wan auf Kritik noch geantwortet und Besserung gelobt: «Wir versuchen, unseren Service zu verbessern.»
Leider haben die guten Vorsätze nicht geholfen: «Es schmeckt einfach nicht», protestierte E. jüngst. Ein anderer Nutzer kritisierte vor Jahren schon, dass die Wan-Wan-Werbung in seinem Briefkasten gelandet sei. «Was hat das mit einer Bewertung zu tun?», fragte der Wan-Wan-Inhaber patzig zurück.
Er säuselt was von «Fusion», aber es riecht ganz komisch
Ich bin kurz neugierig, will wissen, wer hinter dem China-Imbiss steckt: Das Impressum der Website führt einen Dimitri auf – das klingt ja gar nicht asiatisch! Er betreibt außerdem noch einen Pizzalieferdienst, der auch nur eine Bewertung von 3,2 Sterne bei Google bekommen hat. Tatsächlich ist es so, dass sich der chinesische Imbiss und der Pizzalieferant dieselbe Adresse teilen. Da steht also der liebe Dimitri in seinem seltsamen Imbiss, links dampfen die Hawaii-Pizzen, rechts spritzen die fettigen Bratnudeln. Dimitri säuselt etwas von «Fusion Kitchen», aber es riecht ganz komisch. Doch er ist stolz und bestellt immer wieder Menüs, verteilt sie in der ganzen Stadt – irgendwann werden die Menschen es schon verstehen. Nur was eigentlich?