Elterngeld, später

3. August 2023

Bürokratie macht mir immer Angst. Trotzdem habe ich es geschafft, endlich den Antrag fürs Elterngeld vollständig auszufüllen – das ging glücklicherweise über eine Website («ElterngeldDigital»), die ganz modern gestaltet ist. Kurz war ich begeistert, denn die Seite erweckte den Eindruck, alles könne digital vonstattengehen. Doch dann folgte rasch die Ernüchterung: Unser liebes Bundesland kann das leider nicht, der ganze Kram muss doch auf Papier zur Elterngeldstelle. Mehr als 50 bedruckte Blätter rauschten aus meinem Drucker. Fünfzig Seiten Papier.

Ausschließlich per Post!

Das eigentliche Antragsformular fürs Elterngeld ist 24 Seiten lang. Drei kuriose Fehler entdeckte ich im Dokument, die ich mir nicht erklären konnte. Die Website hatte die PDF-Datei erzeugt und meine eingetippten Daten und Fakten eingefügt. Nachträgliche Korrekturen waren jedoch nicht möglich: War der letzte Schritt auf der Website erreicht, gab es kein Zurück mehr. Also korrigierte ich die Fehler mit Photoshop, weil ich zu stur war, auch noch Adobe Acrobat zu abonnieren. Das angepasste Dokument samt der nötigen Nachweise trugen meine Frau und ich an einem sonnigen Tag zur Elterngeldstelle, um ein paar Euro Porto zu sparen. Außerdem brauchten wir Bewegung, der brandneue Sohn kam natürlich mit, er verschlief den Ausflug jedoch. Den Einwurf der Versandtasche feierten wir anschließend in einem Café, dort weinte der Sohn bitterlich: Er wäre beim Briefeinwurf gern wach gewesen. Er machte uns schwere Vorwürfe.

Bearbeitungsdauer: 15 Wochen. Das sind 105 Tage

Etwas lieblos fand ich die Mail, die einige Tage später in meinem Postfach eintrudelte: «Sehr geehrte Antragstellende, Ihr Benutzerkonto zu ElterngeldDigital wurde erfolgreich gelöscht.» Kein freundlicher Gruß, kein kleines Lob: «Danke, dass Sie Deutschland ein Kind geschenkt haben!» Und wieso wurde mein Konto eigentlich komplett gelöscht? Heute lag dann noch eine Eingangsbestätigung im Briefkasten, was uns ein wenig beruhigte. Das Schreiben verriet allerdings auch die durchschnittliche Bearbeitungsdauer: 15 Wochen. Das sind 105 Tage.

Nachtrag: Die Bearbeitung des Antrags hat schließlich knapp 17 Wochen gedauert.

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