Vietnamesische Imbisse sind normalerweise rasant: Kaum hingesetzt, schon steht das Essen dampfend auf dem Tisch. Nicht aber bei [unleserlich], der als verlockenden Zusatz «Express» auf dem Schild stehen hat. Hier saßen wir 40 Minuten dumm herum, weil der Koch nur langsam kochte. Unser brandneuer Sohn langweilte sich schnell, zappelte herum, quengelte und weinte. Innerlich formulierte er eine Zwei-Sterne-Rezension. Als das Essen dann endlich vor uns stand, war ich schnell enttäuscht: Die Erdnusssoße war wässrig und nicht cremig, sie war lasch im Geschmack und schmeckte fad. Sowieso fehlten die Gewürze, fehlte die Raffinesse. Erdnussstücke wären toll gewesen. Und Koriander.
Der Sohn kotzt zwischendurch auf den Boden
Der Mann am Nebentisch hingegen hasste Koriander, aufgeregt rief er: «Sie da? Können Sie die Suppe bitte, bitte ohne Koriander machen?» Die Bedienung – eine mittelalte, kleine Frau – sagte: «Ja, jaa.» Diese Frau flitzte durch den Gastraum, wirbelte herum, verstellte Tische und trug Gläser mit Getränken zu den Gästen. Unser Sohn kotzte zwischendurch auf den Boden, auf die Fliesen. (Ein Mann kam an unseren Tisch und sagte, das Kind habe sich übergeben. Oh, erwiderten wir und wischten den weißen Fleck weg.)
Irgendeine Frau betrat das Lokal, den Imbiss, sie fragte, ob sie sich «an diesen Tisch da» setzen könnte. Die Bedienung verneinte energisch, sie können sich doch in die Pflanzen hocken. Der Tisch sei nämlich reserviert, in 20 Minuten würden Gäste eintreffen. Die Frau sagte: «Zwanzig Minuten – das schaffe ich doch problemlos, schließlich steht draußen Express auf Ihrem Schild und beim Vietnamesen geht’s stets schnell.» Na gut, die Frau durfte sich setzen – und sie bekam ihr Essen tatsächlich zügig serviert. Ein genialer Trick, alle anderen – auch wir – mussten weiter warten. Die Frau schlang die Nudeln herunter und goss sich die Cola Light in den Schlund. Nach wenigen Minuten war sie fertig. Sie zahlte und ging. Im Lokal herrschte Stille.