Bargeld

9. Januar 2023

Es ist wahrlich verwunderlich, dass weiterhin Menschen im Supermarkt1 mit Bargeld zahlen. Dass sie einen 50er ausbreiten und noch ein paar Münzen hinzulegen, einzelne Cent-Münzen. Ich hingegen will immer nur weg da, denn ich verbringe ungern Zeit in der Supermarktschlange, an der Kasse. Das ist leider so. Vielleicht gibt es Menschen, die es dort lieben; die sich richtig freuen, wenn die Schlange bis ans Ende des Supermarkts geht, bis hinten hin zur Fleischtheke. Die lieben das.

Ich beschleunige den Prozess so gut ich kann: Rucksack schon geöffnet, mental bereit, die gescannten Artikel möglichst flink zu verstauen. Wie beim Tetris, nur schneller. Kartoffeln nach ganz unten, dann die Gefriersachen darauf, dann das Gemüse, und ganz oben die Eier und die Tomaten. Zack, zack, zack. Dann zahlen: «Mit Karte, bitte.» – «Payback?» – «Nein.» Karte ans Terminal klatschen, warten, es piept, weiter und weg hier. «Schönen Tag noch, Ciao!»

Ausgerechnet im Supermarkt mit Bargeld zu zahlen, ist geisteskrank

Draußen tief einatmen, wie im Rausch die plötzliche Freiheit genießen. Auf der Straße überhole ich oft diejenigen, die eben noch vor mir in der Schlange standen. Heute war es eine junge Frau, die einen Schein hinlegte und anschließend tatsächlich auch noch nach Kleingeld kramte. Hat mich schon enttäuscht, muss ich zugeben, bei jungen Leuten bin ich mir eigentlich stets sicher: Das wird schnell gehen. Aber nicht heute. Ich bin aber keineswegs so ein Vogel, der an der Kasse passiv-aggressiv murrt: «Payback habe ich nicht! Und ich will auch keinen Bon!» Höflichkeit muss sein, ich sage natürlich «Hallo», trällere das manchmal. Dann doch wie ein seltsamer Vogel. Verabschiede mich gewissenhaft, ist ja selbstverständlich. Aber gern bin ich da nicht.


Ausgerechnet im Supermarkt mit Bargeld zu zahlen, ist doch geradezu geisteskrank. Der einzige Grund, dies zu tun: Wenn der Geldautomat mal wieder nur 50er ausgespuckt hat. Später sind aber 5er nötig, weil Handwerker kommen oder andere, die etwas für einen erledigen. Fürs Trinkgeld dann halt. Schwieriges Thema. Aber eigentlich gilt: Wer im Supermarkt mit Bargeld zahlt, tickt doch nicht sauber. Das ist mal eine freche Ansage. Stimmt aber.

  1. Ich befürchte, dass Supermärkte einen thematischen Schwerpunkt in diesem Blog bilden (werden). Es könnte meinetwegen auch eine Art Kolumne sein, sie würde «Zweite Kasse, bitte» heißen. Es ist nun leider so, dass ich viel zu oft in Supermärkten bin. Immer fehlt etwas: Ketchup, Hefe, eine Banane. Eines Tages steige ich vielleicht vollends auf den Rewe-Lieferservice um. ↩︎