Demnächst müssen wir uns um ein neues Formular kümmern: das Elterngeldformular. Neuerdings kommt ein bundeseinheitliches Formular zum Einsatz, es ist wohl 24 Seiten lang, schreibt die HAZ. In Hannover, wo ich lebe, «dauert es nach Angaben der Stadt knapp zwölf Wochen, bis ein Antrag bearbeitet ist», schreibt die Zeitung weiter. Und soweit ich es verstanden habe, kann man das Formular auch erst einreichen, wenn Kind und Geburtsurkunde existieren. Warum dauert der Prozess so lange? Auch, weil 85 Prozent der eingereichten Anträge «falsch oder unvollständig» seien.
Mich selbst plagt eine grausame Abscheu gegen Formulare. Trotz Abitur und Studium (aber nur Bachelor, LOL) muss ich mich beim Ausfüllen stark konzentrieren – und mache dann doch vieles falsch. Früher, als man an Bord des Flugzeugs diesen grünen Zettel ausfüllen musste, um die USA zu reisen, habe ich mir immer gleich zwei Exemplare geben lassen. Ich wusste: Das vergeige ich ohnehin. Und oft genug war es so. («Sind Sie Terrorist?» – «Ja.» Ups!)
Als ich mich vor einigen Jahren selbstständig gemacht habe, war die größte und grausamste Herausforderung dieses seltsame Formular fürs Finanzamt, das «Formular zur steuerlichen Erfassung». Ich öffnete das Dokument und dachte kurz und völlig naiv: Nice, nur eine Seite! Natürlich folgten noch Millionen weitere Seiten und Unterseiten und Anhänge. (Ich übertreibe. Vielleicht.) Mein Elster-Zugang war zu diesem Zeitpunkt noch nicht freigeschaltet, deshalb musste ich ein PDF ausfüllen, ausdrucken und es per Post ans Finanzamt schicken. Als ich schließlich Zugang zu Elster erhielt, war ich sozusagen glücklich: Das Portal ist erstaunlich gut gemacht und es erklärt, was zu tun ist.
Ich wünsche mir deshalb, alles über Elster erledigen zu können! Den Elterngeldantrag könnte ich schon mal ausfüllen und speichern, alle Daten über APIs absaugen und benötigte PDFs einfach hochladen. Am Ende wäre es nur noch ein Klick: Abschicken – und das Thema wäre erledigt. Eine KI würde die Angaben rasch prüfen und das System würde schon mal das Geld bewilligen und via PayPal rüberschießen. Monate später würde sich das ein Mensch anschauen und denken: Ja, passt schon.
In der Realität ist der größte Witz die Plattform Elterngeld Digital: Zwar klickert man alles am PC hinein, hackt die Informationen in die Felder, setzt Häkchen und macht Kreuze. Doch am Ende erzeugt das digitale Wunderding auch nur wieder «eine Datei», die man ausdrucken muss. So beschreibt es zumindest die HAZ. Den Papierstapel muss man unterschreiben und an die lokale Behörde schicken.
Sabrina tippt die Buchstaben dann ab, speist die Daten in den schnurrenden Lochkarten-Rechner ein, der ein ganzes Gebäude belegt und so viel Strom verbraucht wie Detmold. Oder so ähnlich. Für jeden Antragsteller entsteht jedenfalls eine Akte mit 50 Papierseiten, die Hannover sieben Jahre aufheben muss. Das ist schon erstaunlich und traurig.