Streuner

12. September 2024

Heute ist es kühl draußen, also sitze ich im Bistro, ich sitze oben und esse Chili con Carne und lese nebenbei einen Houellebecq: Ausweitung der Kampfzone. Derweil macht der Sohn in der Kita seinen Mittagsschlaf; ich bin auf Abruf, falls was schiefläuft. Während der Kita-Eingewöhnung, die nun bereits einen Monat läuft, kann ich im Café sitzen, im Bistro speisen oder herumlaufen oder auf einer Parkbank beobachten, was die anderen Menschen um diese Zeit so treiben. Da sind die Säufer, die saufen, lachen und labern; da sind die Businesskasper in ihren Anzügen, die Termine habe und deren Schnürsenkel offen sind. (Zwei Kerle tragen rote Sneaker zu ihren Anzügen – haben sie sich abgesprochen?) Da sind außerdem die Handwerker und Bauarbeiter, das sind die Obdachlosen und Rentner, da sind andere Väter, die wohl auch die Zeit totschlagen müssen.

An vielen Tagen war das Wetter so schön, dass es fast nervte. Fast dreißig Grad, immer Sonnenschein. Jetzt beginnt der Herbst: Es riecht danach und die Luft ist deutlich kühler und das Licht ist warm. Die Bäume rascheln und werfen Blätter und Kastanien ab. Anfangs war ich noch angespannt, weil ich nicht wissen konnte, ob das mit dem Mittagsschlaf klappen würde. Die Erzieherinnen schickten mir immer mal wieder Fotos vom Sohn, wie er am Tisch sitzt und isst, wie er spielt – wie er tatsächlich schläft.

Nach dem Essen streune ich umher, gehe in die Innenstadt. Dort ist viel los. Und der Himmel ist wieder blau, ehe der Regen kommt. Ich stehe vor einem Schaufenster und glotze: Da sollen hässliche Champagnerbecher satte 300 Euro kosten. Eine wohlhabende Oma kommt und drängelt mich weg, sie will auch mal schauen. Ist ja ein Schaufenster, also schaut sie. Ich gehe weiter, vorbei an den Geschäften, an den Marken, an gelangweilten Verkäufern, die hier ausharren. In einigen Wochen arbeite ich auch wieder. Verbringe meine Zeit auch im Büro, mit Kollegen, die ich nicht alle mag. Erledige dies und das, sitze da und schaue auf den Bildschirm. Ich gehe weiter, dahinten ist der Buchladen. Dann muss ich umkehren und den Sohn abholen. Er hat Feierabend.

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