Während wir geduldig auf die Geburt unseres lieben Sohnes warten, schauen wir uns spaßeshalber zwei Reihenhäuser an – sogenannte «Stadthäuser». Sie sind Teil eines Neubauprojektes im Norden der Stadt: Gut angebunden, die Stadtbahn ist nicht weit entfernt, und auch der Mittellandkanal mit seiner «erholsamen Ruhe am Wasser» ist gleich um die Ecke. Wir sind also neugierig und gehen zum Open-House-Termin. An der Straße steht vor dem Haus ein alter Bulli, der als mobiles Café dient. Den Kaffee zahlen die Immo-Verkäufer, wir trinken Flat White und Cappuccino, dann schauen wir uns die Stadthäuser an (und gehen dort heimlich pinkeln).
Den Kaffee zahlen die Immo-Verkäufer
Die Eckdaten: Rund 140 Quadratmeter Wohnfläche auf drei Ebenen verteilt; der «Garten» ist winzig, die Häuser sind recht schmal. Die Nachbarn sind einem immer nahe, wenn man sich in den Garten legt. Links und rechts wird heftig gegrillt, geraucht und gestritten, gekifft und gebrüllt. Man sollte sich mögen, denke ich, als ich in diesem winzigen Garten stehe und mich hineinversetze. Es möchte mir nicht so recht gelingen. Und was kostet der Spaß eigentlich?
Variante A kostet 797.000 Euro, Variante B etwas über 800.000 Euro. Hinzu kommen insgesamt 7 Prozent für die Grunderwerbssteuer, den Grundbucheintrag und den Notar. Plus Küche, plus Kleinkram, plus Wallbox fürs Fahrrad. Die Zahlen gebe ich später spaßeshalber in einen Immo-Kredit-Rechner ein, der dann circa 3900 Euro als monatliche Rate ausspuckt. Dreitausendneunhundert Euro. Im Monat.
Exakt ist das nicht – aber die Hausnummer stimmt wohl. Es ist eine Menge Kohle für ein schmales Haus, das von außen nicht einmal sonderlich hübsch aussieht. Banal wirkt das alles, architektonisch leider kein Hingucker, finde ich. Modernes Allerlei, aber vor allem: unfassbar viel Geld für diese schmale Freiheit und die gute Lage. Und nebenan grillen sie wieder Nackensteaks, das Weber-Ungetüm ragt auf unser Grundstück, anders geht es nicht. «Ist doch kein Problem, oder?» – Ne, Andy, überhaupt kein Problem, du.